Darf dein Hund Stopp sagen?
Stopp geht auch so - gesehen in Helsinki
Dein Hund hat sehr wohl das Recht darauf, Stopp zu sagen, finde ich. Er muss sich nicht von jedem Menschen überall und immer anfassen oder gar knuddeln lassen, er muss nicht jeden anderen Hund nett finden, er muss nicht jeden Tag gut gelaunt sein und jede deiner schlechten Launen abfedern. Du als sein Mensch bist dafür verantwortlich, dass dein Hund sich wohl fühlt in seiner Umgebung und mit fairem Training die nötigen Strategien erlernt, die er für seinen Alltag braucht.
Hunde kommunizieren klar und mit feinen Signalen, wenn wir ihnen die Möglichkeit dazu geben und uns darauf einlassen.
Beobachten: Gib deinem Hund Zeit, sich im Alltag mit Dingen auf seine Art und Weise auseinanderzusetzen und sich auch dazu zu äussern. Zerr ihn nicht immer von allem weg, sondern versuche, dich in seine Lage zu versetzen. Interessiere dich für das Tun deines Hundes und schau ihn dabei genau an: Wie sehen Rute und Ohren aus, ist der Körper gespannt, wohin geht der Blick? Mit was setzt er sich auseinander?
Ein Besen, der gestern noch nicht da war, ist für dich nichts mehr als ein Besen, der gestern nicht da war (wenn du ihn überhaupt gesehen hast). Insbesondere für deinen Junghund kann dieser Besen genausogut aber auch ein Monster sein, das junge Hunde verschlingt. Oder aber der Besen weckt in deinem Hund aus dem Tierschutz schlechte Erinnerungen. Vielleicht will er sich dem Objekt nähern? Vielleicht beginnt er damit zu kommunizieren? Wie verändert er sich, wenn du ihn unterstützt?“Wenden Sie sich an Ihren Menschen des Vertrauens”: Zeig deinem Hund freundlich (stimmlich, mit Futter, Spiel, Aufmerksamkeit, Distanzvergrösserung, Anleinen, Schutz bieten etc.), dass du ihn gehört und gesehen hast. Du unterstützt ihn so darin, sich “bei Fragen an dich zu wenden”. Das Vertrauen deines Hundes in dich wird wachsen und du lernst ihn immer besser kennen.
Kennst du die ersten feinen Zeichen deines Hundes, wenn er “Stopp” sagt? Wie sieht er dabei aus? Sind es die Ohren, die nach hinten gezogen werden? Die Nase, die sich etwas kräuselt? Der abgewandte Blick? Die zugekniffenen Augen?
Kann sich dein Hund z.B. darauf verlassen, dass eine Berührung aufhört, wenn es ihm zuviel wird? Dies zeigt er beispielsweise durch ein Kopf Abwenden, Gähnen, Strecken, Kratzen, über den Fang Lecken.
DU HAST ES IN DER HAND
Im Umgang mit deinem Hund entscheidest du, auf welcher Stufe der Eskalationsleiter dein Hund kommuniziert. Macht dein Hund die Erfahrung, dass seine freundlichen Bitten nach mehr Distanz, seine Angst, seine Zeichen der Deeskalation oder seine Beschwichtigungssignale gesehen und respektiert werden, wird er immer mehr in diesem sogenannt grünen Bereich kommunizieren. Das sichere Lesen der Körpersprache und des Ausdruckverhaltens deines Hundes gibt übrigens auch dir sehr viel Sicherheit, weil du genau weisst, wie es deinem Hund in einem bestimmten Moment geht und was er von dir braucht. Und dann weisst du auch, was nicht geht.
DIE EIGENEN GRENZEN KENNEN
Der Umgang auch mit deinen eigenen Grenzen und Bedürfnissen ist übrigens ein wichtiges Element im gesamten Paket Training, Management, Handling. Deinem Hund kannst du in schwierigen Situationen nur dann Unterstützung bieten, wenn du selber nicht in deiner Angst oder Wut gefangen bist. Zu diesem grossem Thema gibts einen eigenen Blog ;-)